Unsere

Berichte – Bob Ross-Landschaftsbild

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„Neulich hab ich ein Bob Ross-Landschaftsbild ausprobiert.“

Das Gymnasium Aulendorf wollte von seinen Schülern wissen, wie es sich in Corona-Zeiten zuhause lernt und lebt.
Eines ist gewiss: Von den „Corona-Ferien“ wird die heutige Schülergeneration noch ihren Kindern und Enkeln erzählen. Ähnlich der Erinnerungen mancher Älterer an Notabitur oder Kartoffelferien. Aufgrund der ernsten Gefahrenlage und der Kontaktbeschränkungen war die anfängliche Freude über die zwar schul-, aber keineswegs arbeitsfreien Tage zuhause jedoch zunehmend getrübt. Viele Familien gerieten sogar an ihre Grenzen. Grund genug, die Schüler einmal zu Wort kommen zu lassen, wie sie die Situation zuhause empfinden.
Obwohl die Schülerinnen und Schüler der Jahrgangsstufen 1 und 2 seit Anfang der Woche in den Abiturfächern wieder Präsenzunterricht haben, bleibt für die unteren Klassenstufen alles wie gehabt. Gelernt wird weiterhin am heimischen Schreibtisch. Die Aufgaben dafür kommen per Email, stehen auf dem Schulserver oder der Homepage des Gymnasiums. Für jüngere Schüler wie Linus aus Klasse 6 ist das eigenständige Lernen eine neue Erfahrung. „Bei manchen Aufgaben brauch ich die Unterstützung meiner Eltern“, erzählt er und auch mit dem Arbeitspensum ist das bei ihm so eine Sache. „Gefühlt muss ich länger arbeiten als normal in der Schule.“ Anders gestaltet es sich bei Schülern aus der Kursstufe. „Die Aufgaben löse ich meist in einer ziemlich schnellen Zeit, da ich mich daheim und bei Ruhe einfach besser konzentrieren kann als in der Schule“, schreibt eine 18-Jährige. Maurice aus Klasse 9 findet, dass jetzt in den meisten Fächern eher Theorie als Praxis angesagt ist. Als Beispiel führt er Chemie an. „Dort gibt es normalerweise viele Versuche, nun müssen wir Texte lesen und dazu Aufgaben machen.“ Besonders froh sind die meisten darüber, dass sie sich ihre Zeit freier einteilen und auch mal länger schlafen können. Bei vielen sieht der Tagesablauf ähnlich wie bei Tobias aus Klasse 10 aus: „Nach dem Aufstehen esse ich was und dann mache ich Aufgaben.“ Sophie, ebenfalls in Klasse 10, stellt sich auch trotz Corona morgens den Wecker. „Da bin ich einfach fitter.“ Die iPads, die die Schüler der Klassen 5 bis 9 zum Arbeiten mit nachhause nehmen durften, leisten ihnen bei der Arbeit einen guten Dienst. Marcel aus Klasse 5 verschickt damit seine Aufgaben, er nutzt es für den Bio-Chat, malt darauf oder macht Musik damit.
Was die Freizeit angeht, sind sich fast alle einig. Wie Leni aus Klasse 7 finden sie es „schon langweilig, wenn man nichts mit Freunden unternehmen kann.“ Dafür spielen viele jetzt wieder mehr mit ihren Geschwistern oder Haustieren, lesen oder hören Musik. Sophie hat es sogar geschafft, ihrer Katze beizubringen, ihr ein High five zu geben. Der Fitnessplan vom Sportlehrer oder spezielle Apps helfen den Schülern, in Kondition zu bleiben. Wer einen Garten hat, ist viel draußen. Manchmal lernt man dabei die Dinge auch von einer ganz neuen Seite kennen. Marcel sollte für eine Biologie-Aufgabe im Gartenteich nach Amphibien suchen und wurde prompt fündig. „Ich fand eine Erdkröte, einen Frosch und einige Molche. Vorher habe ich den Teich nie so genau wahrgenommen. Jetzt beobachte ich ihn fast jeden Tag.“ Schön finden die Schüler auch, dass Zeit bleibt, Dinge zu tun, die man schon lange einmal machen wollte. „Neulich habe ich ein Bob Ross-Landschaftsbild ausprobiert oder mal abstrakte Kunst“, lässt Sophie die Schule wissen. „Nichtsdestotrotz hoffe ich, dass die ganze Krise bald vorbei ist und dass wir bald wieder in die Schule können“, bringt es Maximilian aus Klasse 6 am Ende seiner Email auf den Punkt. Seit Anfang der Woche gibt es zumindest für die älteren Schüler einen ersten kleinen Schritt in Richtung Normalität. An die strengen Abstands- und Hygienevorschriften, die jetzt an der Schule gelten, werden sich Schüler und Lehrer erst gewöhnen müssen. Wie Linus sind wohl auch die meisten seiner Kameraden aus der Unter-und Mittelstufe gespannt, wann sie wieder zur Schule dürfen.
Erschienen in der Schwäbischen Zeitung am 12. Mai 2020